Die Autorinnen dieser Eingabe stimmen der Problembeschreibung sowohl im Themenvorschlag „Vorsorgendes Arbeiten“ wie im Themenvorschlag „Sozial-ökologische Pfade zu einer wachstumsunabhängigen Gesellschaft“ in weiten Teilen zu. Aus Sicht des Konzepts der Postwachstumsgesellschaft sehen wir den Bedarf für eine zusätzliche Fokussierung der Problembeschreibung und Forschungsaufgaben für den Themenvorschlag der Transformation der Arbeitsverhältnisse.

Zur Problembeschreibung: Die politische und gesellschaftliche Forderung nach Wachstum ist wesentlich im Ziel begründet ist, Erwerbsarbeitsplätze zu schaffen. Erwerbsarbeit bzw. das daraus erzielte Einkommen sind die Basis für Steuereinnahmen, für Sozialbeiträge sowie die materielle Existenz der Erwerbstätigen und ihrer Familien. Doch den meisten westlichen Ländern gelingt es immer weniger, ausreichend Erwerbsarbeitsplätze zu schaffen, insbesondere solche mit einer Bezahlung, die eine Partizipation in der Gesellschaft ermöglicht (derzeit trifft dies für Deutschland nur begrenzt zu, doch es ist sehr fraglich, ob sich diese Situation längerfristig fortsetzt). Die Gründe für diese Schwierigkeiten sind vielfältig, ein aktuell stark diskutierter Faktor ist die Digitalisierung, die einen spürbaren Wegfall von Erwerbsarbeitsplätzen bedeuten könnte. Unsicher ist auch, ob der hohe deutsche Exportüberschuss auf längere Sicht aufrechterhalten werden kann. Schliesslich bringt der nötige Strukturwandel zugunsten der Nachhaltigkeitsziele Beschäftigungsrisiken (z.B. im Klimabereich beim Ausstieg aus der Kohle und der anstehenden Verkehrswende). V.a. mit dem Beschäftigungsargument wird weiter Wachstum gefordert, was jedoch die Lösung drängender Probleme aufschiebt, u.a. die Einhaltung der ökologischen (planetaren) Grenzen.

Dass an der ökonomischen Wachstumsorientierung so festgehalten wird, liegt auch in den gesellschaftlichen Strukturen begründet, die in der Annahme dauerhaften Wirtschaftswachstums aufgebaut wurden. Dies gilt z.B. für Steuersystem sowie die Finanzierung der Sozialversicherung: ein grosser Teil der Steuereinnahmen basiert auf der Besteuerung der Erwerbsarbeit; dergleichen wird das Sozialsystem (Renten, Gesundheit) in hohem Maße über Abgaben auf Erwerbsarbeit finanziert. Die hohe Steuer- bzw. Abgabenbelastung von Erwerbseinkommen führt dazu, dass die Steigerung der Arbeitsproduktivität vorangetrieben wird, was allerdings Erwerbsarbeitsplätze kostet. Um diese durch neue Arbeitsplätze zu ersetzen, ist nach der bisherigen Logik und den bisherigen Wirkmechanismen wiederum Wirtschaftswachstum nötig.

1. Sozial-ökologische Problemlagen