Unternehmenstransformation

Unternehmenstransformation an Corporate Social Responsibility (CSR) anknüpfen

Wissensstand und Forschungslücken:

Unternehmen orientieren sich bislang am sog. Business Case for CSR. Dieser verlangt von den Unternehmen, dass sie zum einen innovative CSR-Maßnahmen setzen und zum anderen Gewinne erwirtschaften. Auch CSR-Unternehmen sollen in der Lage sein, einen konventionellen Bankkredit zu bedienen und eine attraktive Rendite für InvestorInnen zu generieren.

Der Business Case for CSR ist in der wissenschaftlichen Literatur umstritten, denn CSR-Maßnahmen sind mit betrieblichen Mehrkosten verbunden und können den Gewinn eines Unternehmens schmälern. Die EigentümerInnen erhalten gegebenenfalls eine geringere Rendite. Daher werden in Unternehmen nur jene CSR-Maßnahmen adressieren, die betriebswirtschaftlich rentabel sind und eine hinreichende Rendite versprechen. Ein weiterer Kritikpunkt lautet, CSR sei insgesamt zu unverbindlich, um eine zeitgerechte und effiziente Umsetzung von Gemeinwohlzielen im Sinne der SDG zu gewährleisten.

Die beiden Kritikpunkte am Business Case for CSR – die Orientierung an betriebswirtschaftlicher Rentabilität und der unverbindliche Charakter von CSR – lassen sich simultan auflösen, indem man CSR-Nachhaltigkeitsberichte verbindlich an die Vergabe von Fördermitteln koppelt. Ein Unternehmen, das nachhaltig und gemeinwohlorientiert ausgerichtet ist, indem es meritorische Güter oder Dienste bereitstellt und dies regelmäßig in einem Nachhaltigkeitsbericht dokumentiert, hat einen legitimen Anspruch auf staatliche Förderung. Die Vergabe ist an einen CSR-Nachhaltigkeitsbericht nach GRI und strenge nationale und internationale Leitlinien zu knüpfen (SDG, die ILO Kernarbeitsnormen, die UN Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, ISO 26000 u.a.).

Der Low-Profit Case for CSR kommt zum Tragen, wenn soziale, ökologische, kulturelle oder kreativwirtschaftliche CSR-Maßnahmen nicht zum finanziellen Unternehmenserfolg beitragen. Low-Profit-Investi¬tionen sind nach klassischer betriebswirtschaftlicher Lehrmeinung unwirtschaftlich und daher auf Förderungen angewiesen. In Frage kommen staatlich geförderte, zinsfreie oder zinsverbilligte Bankkredite und Haftungsfreistellungen. Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen sollten einen unbürokratischen Zugang zu Förderkrediten erhalten. So erhalten auch jene CSR-Maßnahmen eine Chance, die nicht dem bankable Business Case genügen. Der Low-Profit Case for CSR ist bislang infolge der Fixierung auf den Business Case noch nicht in der CSR-Community angekommen.

Mögliche Forschungsfragen betreffen die staatliche Förderung von CSR und deren Legitimation:
• Können CSR-Unternehmen öffentliche Leistungen erfüllen?
• Wie lässt sich staatliche Förderung von CSR legitimieren?
• Sind nationale und internationale Standards und Leitlinien in sozialer, ökologischer und kultureller Hinsicht streng genug, um die Förderung von CSR zu legitimieren?
• Unter welchen zusätzlichen Auflagen und Restriktionen können auch gewinnorientierte Unternehmen (Kapitalgesellschaften) gefördert werden?
• Inwiefern führt die Förderung von CSR zu einem Wettbewerbsvorteil von nachhaltigen Unternehmen gegenüber den konventionellen KonkurrentInnen?

Darüber hinaus ergeben sich eine Reihe von fiskalpolitischen Forschungsfragen, CSR-Förderregime betreffend. Dies verlangt zunächst eine kritische Auseinandersetzung mit der derzeitigen intransparenten, bürokratischen, umweltkontraproduktiven und restriktiven Subventionsrechtsordnung der verschiedenen Verwaltungsebenen (Gemeinden, Bundesländer, EU-Mitgliedsstaaten, EU-Beihilfenrecht).
• Was zeichnet effiziente, transparente und verwaltungsarme CSR-Förderregime aus?
• Bieten CSR-Förderregime den Unternehmen und Branchenverbänden einen Anreiz, ein zusätzliches Potenzial an CSR-Maßnahmen zu orten und zu erschließen?
• Motivieren CSR-Förderregime Unternehmen und Branchenverbände, auch jene CSR-Maßnahmen umzusetzen, die nicht unmittelbar zum finanziellen Unternehmenserfolg beitragen?
• Wie hoch ist das zusätzliche branchenspezifische und gesamtwirtschaftliche Potenzial an CSR-Maßnahmen, die auf Low-Profit-Basis durchgeführt werden können?
• Wie wirken sich zinsgünstige Förderkredite auf die Unternehmensfinanzierung aus?
• Welche Förder- und Regulierungsmaßnahmen sind nötig, damit privatwirtschaftliche Banken zinsgünstige Förderkredite vergeben können?
• Wie kann man die Managergehälter und den finanziellen Leverage bei den begünstigten Unternehmen und den am Fördergeschäft beteiligten Banken deckeln?
• Kann die Förderung von CSR-Maßnahmen eine Eigendynamik zugunsten einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung im Sinne der SDG in Gang setzen?