Diese Vorstellung liest sich sehr nah am innovationsorientierten Transitionmanagement zur Veränderung von Märkten und Technologien in gesellschaftlichen Subsystemen, wie sie auch im Green Growth-Diskurs zu finden ist. Der grundlegende gesellschaftliche Wandel, der im gesellschaftskritischen Postwachstumsdiskurs als notwendig erachtet wird, bleibt dabei ausgeblendet. Letztlich ist die Frage jedoch, wie wir Wirtschaft/ Wirtschaften - und auch den Wandel der Wirtschaft/ des Wirtschaftens - gesamtgesellschaftlich und zudem jeweils kontextbezogen einbetten und grundlegend anders gestalten. "Eine" Postwachstumsstrategie allein als Innovationsstrategie (auf welcher Ebene?) zu verstehen, führt uns nicht zu den Veränderungen, die wir angesichts der oben geschilderten Problemlagen brauchen. Es wäre hilfreich, wenn dieser Themenschwerpunkt offener eingeleitet wird und weitere Positionierungen zulässt, die dann auch ein breiteres Verständnis der unten genannten Forschungsfragen ermöglichen.

konzipiert werden, die auf soziale Inno­vationen und neue soziale Praktiken fokussiert. Neue Formen des Wirtschaftens sind dabei kooperativ und netzwerkorientiert und unterstützen die Ablösung von Produzenten und Konsumenten von einer „Wachstumskultur“ und ihrer Steigerungs­logik. nach oben2. Darstellung des Wissensstandes und ForschungslückenDer Postwachstumsdiskurs wird insbesondere in Teilen der Zivilgesellschaft und erst in Ansätzen in wissenschaftlichen Arenen geführt.Daher verfügen die entsprechenden Protago­nist/innen bisher über verhältnismäßig geringe wissenschaftliche Bearbeitungskapazitäten. Es besteht ein großer Bedarf an grundlegenden und explorativen inter- und transdisziplinären wissenschaftlichen Analysen und empi­ri­schen Untersuchungen. So fehlen beispielsweise differenzierte Analysen zur Rolle und gesamt­wirt­schaftlichen Relevanz verschiedener wachstumsförderlicher Dynamiken sowie den Möglichkeiten diese durch politische Maßnahmen zu gestalten. Ebenso gibt es bezüglich der konkreten Ausge­stal­tungsmöglichkeiten von Postwachstumsstrategien erhebliche Wissensbedarfe. Dies betrifft insbeson­dere grundlegende empirische Untersuchungen zur potenziellen Relevanz, Umsetzbarkeit und den Wirkungen verschiedener bisher vorgeschlagener Politikinstrumente. Des Weiteren bestehen Wissenslücken bezüglich des Verhältnisses von nationalstaatlich orientierten Politikansätzen sowie regionaler Ansätze des Wirtschaftens zu inter­natio­nalen Entwicklungen und den entsprechenden Wechselbeziehungen.Neben den skizzierten Forschungslücken bestehen Zielkonflikte, die in einem breiten gesell­schaft­lichen Diskurs debattiert werden sollten und letztlich auf der politischen Ebene entschieden werden müssen. Hierzu gehört beispielsweise die Frage, was ein (noch) gesellschaftlich akzeptables monetäres Absicherungsniveau in einer nicht mehr wachsenden oder gar schrumpfenden Volkswirt­schaft unter veränderten Bedingungen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Organisation ist. Sinnvolle Beiträge für einen entsprechenden Suchprozess könnten auf wissenschaftlicher Expertise aufbauende, entsprechend gestaltete partizipative Formate und begleitende transdisziplinäre Forschungs­projekte sein. nach oben3. Beschreibung möglicher ForschungsfragenZur Konzeption und Bewertung einer möglichen Postwachstumsgesellschaft:Wie könnte eine Postwachstumsgesellschaft konzeptionell gefasst werden? In welcher Weise unterstützt sie die Umsetzung globaler ökologischer und sozialer Nachhaltigkeitsziele? Wie trägt sie zu einer resilienteren Gesellschaft bei? In welchem Verhältnis steht der Postwachstumsdiskurs zu anderen Konzeptionen nachhaltiger Entwicklungen (wie Suffizienz oder Vorsorgeprinzip) und Transformationspfaden?Welche spezifische Indikatorik wäre für den Übergang zu entwickeln? Welche Risiken und Kosten und welche Wohlfahrtseffekte entstehen bei verschiedenen Transformationspfaden? Wie würde sich eine nicht mehr wachsende oder schrumpfende Volkswirtschaft auf sozialen und ökonomischen Dynamiken, das Investitions- und Innovationsgeschehen auswirken? Welche Auswirkungen haben Postwachstumskonzepte in unterschiedlichen regionalen Kontexten? Welche Potenziale bestehen für die Entwicklung strukturschwacher Regionen? Zur Frage der Steuerbarkeit von Wachstumsdynamiken:Ist es möglich, Wachstumsdynamiken auf Basis eines besseren Verständnisses gezielt zu beeinflussen? Wie könnte man dysfunktionale Wachstumsprozesse identifizieren/abgrenzen, wie sie abschwächen? Welche systemischen Auswirkungen hätte dies? Welche positiven Gestaltungsperspektiven ließen sich hieraus entwickeln?Können neue produktbezogene Konsumbedürfnisse und damit einhergehende Ressourcen­verbräuche reduziert werden (reparatur/upgradefreundliches Produktdesign, Werbeverbote usw.)?  Welche Rolle spielen Unternehmen als Akteure? Welche Bedeutung haben wachstums­neutrale Unternehmen, inwiefern ist ihre Ausrichtung verallgemeinerbar? Zur möglichen Instrumentierung einer Postwachstumsstrategie:Welche Wirkungen hätte eine konzertierte Implementierung von Steuerungsinstrumenten (wie Ökosteuern, Abbau umweltschädlicher Subventionen oder Arbeitszeitverkürzungen)? Wie würde eine Abkehr von der Wachstumsförderung die Wirtschaftspolitik insgesamt verändern?Welche Bezüge ergeben sich zu anderen relevanten Wissensbeständen aus anderen Politik- und Handlungsfeldern (Suffizienzpolitik, Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft, Mobilität, Stadt­pla­nung ...)Welche kulturellen Grundlagen braucht eine wachstumsunabhängige Wirtschaft und Gesellschaft? Zur Möglichkeit der Transformation wachstumsabhängiger gesellschaftlicher Bereiche:Welche Möglichkeiten gibt es, wachstumsabhängige Bereiche wie die Sozialversicherungs­systeme oder Beschäftigung so zu gestalten, dass sie weniger wachstumsabhängig sind? Welche Verteilungswirkungen hätte dies? Welche Effekte ergeben sich in einer Situation ausbleibenden Wachstums für den Arbeits­markt? Wie würde sich in einer Postwachstumsgesellschaft die Arbeitswelt verändern? Wie wäre das Verhältnis von Erwerbs- und Nichterwerbsarbeit? Wie vielversprechend sind Ansätze, die darauf zielen, Einkommenssicherung bzw. Bedürfnisbefriedigung stärker vom monetären Erwerbs­einkommen zu entkoppeln (bspw. Grundeinkommen oder nicht-kommerzielle Sharing-Economy)? Wie können Real-Experimente für Übergänge in eine mögliche Postwachstumsgesellschaft entwickelt und umgesetzt werden? Welches Potenzial haben soziale Innovationen für die Veränderung der gegenwärtigen Wirtschafts­weise?Zur internationalen Dimension der Postwachstumsdebatte:In welchem Verhältnis stehen nationalstaatlich-orientierte Politikansätzen sowie regionale Ansätze des Wirtschaftens zu internationalen Entwicklungen? Was wären geeignete geographische Maßstäbe für die mögliche Umsetzung von Postwachstumsansätzen? Annotation schreibenFelder mit (*) sind Pflichtfelder Ihr Kommentar* Abbrechen Speichern Kommentieren