Die vorliegende Formulierung geht zu sehr davon aus, dass es objektive Grenzen gibt, die durch Wissenschaft vermeintlich objektiv aufdeckbar sind (dies schwingt auch an anderen Stellen des Textes mit). Der Fokus bei dieser Forschungsfrage sollte stärker darauf liegen, wie Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse gestaltet werden müssen, so dass sie sowohl umweltwissenschaftliche Aspekte wie auch Aspekte von Gerechtigkeit und menschlichem Wohlergehen berücksichtigen. Maßstäbe nachhaltiger Entwicklung sind, soweit sie gesellschaftlich Relevanz entfalten sollten, zwingend Sache von Aushandlungsprozessen. Konzepte wie das der Konsum-Korridore, die planetare Grenzen, Gerechtigkeit und menschliches Wohlergehen integrieren wollen, sind eine mögliche Brücke zwischen wissenschaftlichen Analysen und politischem Handeln. Dafür müssten solche Konzepte näher untersucht werden, mit Blick auf ihre theoretischen und empirischen Grundlagen (Prozesse und Berechnungen) und mit Blick auf ihre gesellschaftliche Umsetzbarkeit.

Welche kollektiven Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse sind prinzipiell geeignet, Grenzen menschlicher Interventionen in das Erdsystem zu respektieren, aber gleichzeitig die verbleibenden Freiräume nach Maßgabe demokratischer Mitwirkungsrechte auszufüllen? Wie ist in diesen Prozessen die Rolle und Funktion erdsystem-/umweltwissenschaftlichen Sach- und Expertenwissens zu definieren, damit der Diskurs über nachhaltige lokal-globale Politikgestaltung gelingen kann?