Diese Aussage müsste differenziert betrachtet werden. So weist das deutsche kapitalistische Finanzsystem die Besonderheit der hohen Bedeutung dezentraler Banken (Sparkassen und Genossenschaftsbanken) auf, die etwa 50% der Unternehmensfinanzierung leisten. Diese Banken verfolgen eine nicht rein auf Gewinnmaximierung ausgerichtete langfristige Geschäftsstrategie und tragen damit zur ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit bei. Durch die Fokussierung auf dezentrale Geldkreisläufe (lokales Sparaufkommen wird i.d.R. nur lokal investiert) unterstützen sie implizit Stoffkreisläufe, was allerdings noch nicht hinreichend untersucht ist. Auch wenn eine stärkere Fokussierung auf ökologische Nachhaltigkeit im Rahmen der Kreditvergabe durch Banken sinnvoll wäre, besteht die Gefahr diese Banken zu überfrachten. Die neuen Regulierungen belasten ohnehin schon die kleinen dezentralen Banken (die, so die Hypothese, aufgrund ihrer langfristigen Ausrichtung nachhaltiger sind) stärker als die großen Banken. Insgesamt ist der Bankensektor bereits jetzt stark reguliert und die Erfahrung zeigt, dass ein mehr an Regulierung nicht unbedingt zu den gewünschten Zielen führt. Mehr und komplexere Regulierungen scheinen vielmehr dazu zu führen, dass Einzelne (findige Investoren) das System ausnutzen (und dies sind gerade nicht die kleinen dezentralen Banken) und durch Regulierungslücken Gewinne erzielen. Daher sollte die Frage zumindest diskutiert werden, ob eine regulatorische Neuausrichtung der Banken- und Finanzwirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit wirklich ein geeignetes Mittel ist. Und wenn ja, wie diese aussehen sollten, um nicht „das Kinde mit dem Bade auszuschütten“.

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